Mittwoch, 09 April 2014 02:00

Hannover Messe: CERN und ESA – Gemeinsam für die Zukunft

geschrieben von Tillmann Eichhorn
CERN und ESA ©Smarthelpers

Nach der Unterzeichnung eines umfassenden Kooperationsvertrages am 28.03.2014 präsentieren die Europäische Organisation für Kernforschung CERN und die europäische Weltraumorganisation ESA auf der Hannover Messe erstmals gemeinsam Zukunftstechnologien für den Alltag von heute.

CERN und ESA wollen künftig enger zusammenarbeiten um grade im Bereich der Grundlagenforschung Synergieeffekte für künftige Innovationen nutzen zu können. Aber auch der Transfer von Technologien in den Alltag soll hiervon noch stärker profitieren. Bei ihrem ersten gemeinsamen Auftritt auf der Hannover Messe zeigen die beiden Organisationen an ihrem Stand verschiedene Unternehmen und Produkte, die aus einzelnen Forschungsprojekten entstanden sind. Für uns waren vor allem das System zur genauen Positionsbestimmung der Kinexon GmbH und der Solarkollektor von SRB Energy interessant.

Kinexon

Aus der ESA-Forschung hervorgegangen ist das Kinexon One System, das Dank optimierter Algorithmen erstmals in der Lage ist, seine Position wirklich auf den Zentimeter genau zu bestimmen. Es besteht aus einem 19g leichten Sender, der in seinen Abmaßen ungefähr einem USB-Stick entspricht, und einem kabellosen Empfänger, der sowohl am Stromnetz, als auch mit Batterien betrieben werden kann. Dieser sendet seine Daten an ein cloudbasiertes Analyseprogramm, das im Browser auf jedem internetfähigen Gerät betrachtet werden kann. Erstaunlich ist dabei tatsächlich die enorme Präzision, die das System erreicht. Selbst kleinste Veränderungen werden registriert. Der Sender verfügt zusätzlich noch über einen Beschleunigungs- und einen Lagesensor. Die Reichweite des Systems soll in der Grundkonfiguration ca. 200m betragen. Durch weitere Empfänger kann sie aber erweitert werden. Aufgrund der hohen Genauigkeit ergeben sich für ein solches System viele Anwendungsmöglichkeiten. Kinexon testen z.B. derzeit zusammen mit einer Fußballmannschaft, wie sich das System für Auswertungen von Laufwegen und anderen Spielerstatistiken eignet. Ein weiterer wichtiger Anwendungsschwerpunkt wäre aber auch der Gesundheitsbereich. So könnte z. B. die Gesundheitsversorgung von Senioren optimiert werden. Wenn Sozialdienste mit Hilfe des Beschleunigungssensors registrieren, dass ein Kunde gefallen ist und sich anschließend nicht mehr bewegt, kann unverzüglich ein Notruf abgesetzt werden. Auch die Lokalisation des Hilfsbedürftigen durch die Rettungsdienste würde so erheblich vereinfacht. Von der Überwachung von Kleinkindern bis hin zur Beobachtung von Haustieren sind zahlreiche weitere Anwendungen denkbar.

UHV-Kollektor

Grundlage für den UHV-Kollektor der Firma SRB Energy ist Forschung am Teilchenbeschleuniger des CERN. Voraussetzung für dessen Betrieb und verlässliche Messwerte ist ein nahezu vollständiges Vakuum. Durch Kombination einer auf Nanotechnologie basierenden Vakuum-Getterpumpe und einem besonderen Verfahren zur Glas-Metall-Versiegelung soll ein langfristig haltbares Vakuum ermöglicht werden. Im Zusammenspiel mit einer speziellen Schwarzchrom-Beschichtung der Absorberoberfläche entsteht ein hocheffizienter Solarkollektor. Dieser soll auch bei diffusen Lichtverhältnissen eine hohe Effizienz erreichen. Die Effizienz soll sogar noch gesteigert werden können, indem hinter dem Kollektor ein Spiegel installiert wird, der die Absorberoberfläche nahezu verdoppelt. Erste Prototypen sind auf dem Gelände des CERN bereits seit Anfang des Jahrtausends im Einsatz. Seitdem wird die Technologie ständig weiterentwickelt und verfeinert. Die Anwendungsmöglichkeiten sind auch hier äußerst vielfältig. Da die Kollektoren sowohl als einzelne Elemente aufgestellt, als auch in Reihe verbaut werden können, lässt sich die gewünschte Leistung sehr gut auf den jeweiligen Anwendungszweck abstimmen. So wird der Flughafen in Genf bereits durch SRB Energy mit Nahwärme versorgt. Auch eine Schweizer Bitumenfabrik nutzt die Technik.

Da die Preise für ein Kollektor-Element, das derzeit noch über 1.000€ kostet, mit Ausweitung der Massenproduktion weiter fallen sollen, wird das System aufgrund seiner Effizienz künftig auch für Heimanwender interessant. 

Letzte Änderung am Freitag, 25 April 2014 06:33

Tillmann Eichhorn

Nach seinem 1. Staatsexamen in Deutsch und Geschichte entschied sich Tillmann, dem Ruf der freien Wirtschaft zu folgen. Er hat sich im Hardware-Bereich vor allem mit der Erstellung von Produkttexten, dem Schreiben und Übersetzen von Bedienungsanleitungen sowie dem Redigieren von technischen Texten befasst. Es ist sein erklärtes Ziel, verständliche Texte zu schreiben, die auch höheren ästhetischen Ansprüchen genügen.